Das Dekameron by Boccacio Giovanni

Das Dekameron by Boccacio Giovanni

Autor:Boccacio, Giovanni [Boccacio, Giovanni]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Fünfte Geschichte

Guidotto von Cremona vertraut sterbend dem Giacomino von Pavia seine Pflegetochter an. Giannole di Severino undMinghino diMingole verlieben sich zu Faenza beide in sie und werden darüber miteinander handgemein. Endlich wird entdeckt, daß das Mädchen eine Schwester des Giannole ist, undMinghino erhält sie zur Frau.

Über die Geschichte von der Nachtigall hatten die Mädchen, während Filostrato erzählte, so sehr gelacht, daß sie auch nun, da er zu reden aufgehört hatte, des Lachens kein Ende finden konnten. Nachdem sie aber ihrer Lachlust eine Weile freien Lauf gelassen hatten, sagte endlich die Königin: »Wahrlich, betrübtest du uns gestern, so hast du uns heute zu solchem Lachen gekitzelt, daß sich keine mit gutem Grund mehr über dich beschweren kann.« Darauf richtete sie ihre Worte an Neifile und gebot ihr fortzufahren. Diese aber begann mit freundlichem Munde also zu reden:

Da Filostrato uns in seiner Geschichte nach der Romagna geführt hat, so beliebt es auch mir, in meiner Erzählung jene Landschaft lustwandelnd ein wenig zu durchstreifen.

Wisset nämlich, daß vorzeiten in der Stadt Fano zwei Lombarden wohnten, Guidotto von Cremona und Giacomino von Pavia genannt, die zwar beide schon bejahrt, in ihrer Jugend aber fast beständig das Waffenhandwerk als rüstige Krieger betrieben hatten. Als nun Guidotto sterben wollte und weder einen Sohn noch sonst einen Freund oder Verwandten besaß, dem er mehr getraut hätte als dem Giacomino, so hinterließ er diesem, nachdem er ihm noch mancherlei über seine Angelegenheiten gesagt hatte, neben allem, was er besaß, seine etwa zehnjährige Tochter und starb alsdann.

Um dieselbe Zeit geschah es aber, daß die Stadt Faenza, die lange von Krieg und Mißgeschick heimgesucht worden war, sich einigermaßen wieder erholte, und daß allen denen, die wieder dorthin zurückkehren wollten, Erlaubnis dazu erteilt ward. Deswegen zog auch Giacomino, der früher dort gewohnt und an dem Aufenthalt Gefallen gefunden hatte, mit allem, was ihm gehörte, wieder nach Faenza und nahm dabei das Mädchen, welches Guidotto ihm hinterlassen und das er wie seine eigene Tochter liebte und pflegte, mit hinüber.

Als das Mädchen allmählich heranwuchs, wurde es ausnehmend schön, wie damals kaum ein anderes in jener Stadt zu finden war, und mit seiner Schönheit hielt seine Sittsamkeit und sein Anstand gleichen Schritt. Da fanden sich denn begreiflicherweise manche Liebhaber ein, unter denen jedoch vor allem zwei Jünglinge, die beide wohlerzogen und gut geartet waren, ihr gleichmäßig die innigste Liebe zuwandten und darüber aus Eifersucht den bittersten Haß gegeneinander faßten. Von diesen Jünglingen hieß der eine Giannole di Severino und der andere Minghino di Mingole, und keiner von den beiden hätte, als das Mädchen fünfzehn Jahre alt war, einen Augenblick gezögert, sie zur Frau zu nehmen, hätten ihre Angehörigen es zugelassen. Da sie aber sahen, daß man ihren Wünschen mit Gründen begegnete, die sie nicht aus dem Wege zu räumen vermochten, beschloß ein jeder von ihnen, sich auf was immer für eine Weise in ihren Besitz zu setzen.

Nun hatte Giacomino eine alte Magd und einen Diener im Hause, der Crivello hieß und ein lustiger und gar umgänglicher Kauz war. Mit diesem befreundete sich Giannole und entdeckte



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